Das “INSTITUTO FONOAUDIOLÓGICO DE CALARCÁ“ kurz INFAC genannt, ist als eine private Stiftung geführte Tagesschule für Kinder und Jugendliche mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Gegründet wurde die Schule 1989. Zur Zeit besuchen 90 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene die Schule. Da der Platz gerade mal für die Hälfte der Schüler reicht, werden sie in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe von 8.30 – 14 Uhr und die andere von 11 - 17 Uhr. Die Kinder und Jugendlichen kommen aus Calarcá, Armenia und der näheren Umgebung. Sie werden mit dem Schulbus eingesammelt und nach der Schule wieder nach Hause gefahren.
Da die meisten Kinder aus sehr einfachen oder armen Verhältnissen stammen, spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Für viele Kinder sind die Mahlzeiten in der Schule die einzigen die sie bekommen. Deshalb ist die Schule sehr bemüht, den Kindern täglich eine gesunde Hauptmahlzeit und eine Zwischenverpflegung zu geben. Das Essen wird von einer Köchin zubereitet, welche eigens dafür eingestellt wurde.
Neben den Lehrerinnen, die die Kinder in den Fächern Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichten, gibt es einen Turnlehrer, einen Tanzlehrer und eine Tanzlehrerin, einen Musiklehrer, eine Werklehrerin, eine Psychologin, eine Sozialarbeiterin und einige Personen, die Betreuungsaufgaben übernehmen. Insgesamt sind es 24 Personen, die im INFAC arbeiten. Viele der Kinder und Jugendlichen sind aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten nicht in der Lage lesen und schreiben zu lernen. Deshalb wird mit ihnen handwerklich gearbeitet. Sie versorgen die Tiere (Hühner und Schweine), arbeiten im Garten und ums Haus und von Montag bis Freitag kommt täglich ein Bäcker in die Schule, um mit den älteren Jugendlichen Brot und Kleingebäck zu backen. Dazu wurde eine kleine Bäckerei eingerichtet. Die selbst hergestellten Produkte werden einerseits für den Eigenbedarf verwendet, aber auch verkauft.
Ein grosser Platz nimmt die Musik und das Tanzen ein. Ich staune immer wieder, wie diese Kinder tanzen können. Obwohl einige kaum in der Lage sind, sich verbal auszudrücken, können sie sich verschiedene Choreographien merken. Durch das Tanzen bekommen sie ein gutes Körpergefühl, sie sind weniger aggressiv, sie erhalten Bestätigung und es macht ganz einfach Spass. Mehrmals im Jahr nimmt die Schule an verschiedenen Musik- und Tanzanlässen in der Region teil. Diese sind für viele Kinder die Höhepunkte im Jahr und die einzige Möglichkeit etwas anderes zu sehen, als die Schule und ihr zu Hause.
Da die Gegend um Calarcá vom Kaffeeanbau lebt und die Kaffeepreise schon seit vielen Jahren im Keller sind, ist die ganze Gegend verarmt. Das hat zur Folge, dass viele Familien um’s Überleben kämpfen, mit ihren eigenen Problemen beschäftig sind und oft mit der Betreuung eines behinderten Kindes überfordert sind. Immer wieder wird festgestellt, dass die Kinder vernachlässigt und/oder misshandelt werden. Deshalb wurde eine Sozialarbeiterin an der Schule angestellt, die in solchen Fällen mit den Familienangehörigen Kontakt aufnimmt und nach Lösungen sucht. Ca. ein Drittel der Kinder und Jugendlichen sind "niños abandonados". Sie leben an Pflegeplätzen, da sie von ihren Eltern verlassen wurden. Für diese Kinder bezahlt der Staat die Transport-, die Beschulungs- und Betreuungskosten, sowie das Essensgeld. Bei den anderen Kindern müssen die Eltern für diese Kosten aufkommen. Dies ist in letzter Zeit immer schwieriger geworden und hatte zur Folge, dass einige Kinder vom Unterricht ausgeschlossen werden mussten und so zu Hause verkümmerten.
Auch gibt es nur ganz wenige Lehrmittel, meist werden sie von den angestellten Lehrkräften selber erstellt. Buchstaben werden aus Zeitschriften und Katalogen ausgeschnitten, Farbstifte gibt es höchstens einen pro Kind und müssen untereinander getauscht werden.
Trotz all den Widrigkeiten, bin ich sehr beeindruckt, welcher positive Geist an dieser Schule herrscht. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind mit einer Hingabe und Liebe bei der Sache, wie ich es noch nie erlebt habe. Das was an Geld fehlt, machen sie mit ihrer Herzenswärme mehr als wett. Der Umgang unter den Kindern und zwischen den Erwachsenen und den Kindern ist sehr liebevoll. Die Mitarbeitenden des INFAC arbeiten sehr viel. Sie beginnen um 8 Uhr mit der Arbeit und gehen um ca. 17.30 Uhr nach Hause. Die Mittagszeit verbringen sie ebenfalls mit den Kindern, eine Pause gibt es nicht. Ausser an Festtagen gehen die Kinder von Montags bis Freitags zur Schule. Ferien wie in anderen Schulen kennt man nicht. Es wäre für die Kinder nicht gut, solange zu Hause zu bleiben. D.h. auch für die Mitarbeitenden gibt es kaum Ferien, höchstens einmal ein paar Tage. Trotzdem sind sie mit ihrer Situation zufrieden und beklagen sich nicht.
Damit diese Kinder und Jugendlichen auch weiterhin zur Schule gehen können und sich damit ihre Lebensumstände nachhaltig verbessern, haben wir uns entschlossen den Verein INFAC zu gründen. Mit den Spendengeldern soll der Schulunterricht sicher gestellt werden und auch dringend nötige Unterhaltsarbeiten an den Schulgebäuden mitfinanziert werden.
Die Mitglieder des Vereins sind im ständigen Kontakt mit der Leitung des INFAC und im August 2014 konnten wir uns wieder persönlich überzeugen, dass die Spendengelder sorgfältig und zweckgebunden eingesetzt werden.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.